Story des Monats

November - Dezember 2002


 
BENNY GOODMAN

Peter Appleyard, Martin Treml
Peter Appleyard vib


BENNY GOODMAN hat natürlich niemals im JAZZLAND gespielt. Und wenn er jemals von uns gehört hat, was ich bezweifle, so hätte er für einen derart primitiven Jazzclub sicherlich nur Verachtung übrig gehabt. Denn man kann über BENNY vieles sagen, seitenlang über sein musikalisches Genie philosophieren, seine Bedeutung für den Jazz herausstreichen und ihn in alle verdienten Swinghimmel heben - eines kann man über ihn auf keinen Fall sagen, daß er nämlich ein besonders netter Mensch gewesen ist.

Jedenfalls gab BENNY in den 70-er Jahren ein Konzert in der Stadthalle. Er reiste - wie üblich - einen Tag früher an, um sich im Hotel Imperial vor dem Konzert entspannen zu können.

Seine Musiker waren im lntercont abgestiegen, unter ihnen auch PETER APPLEYARD, der unterschätzte Vibraphonist, den ich von seiner herrlichen Session im 'landl vor einiger Zeit kannte. Ich besuchte ihn und fand ihn einigermaßen verstört vor.

Er und seine Kollegen - darunter HANK JONES, AL KLINK, BUCKY PIZZARELLI und der wunderbare SLAM STEWART mußten am nächsten Morgen ihre Zimmer räumen, es lag eine falsche Buchung vor.

Selbstverständlich versuchte ich zu helfen. Der lokale Veranstalter hatte keine Ahnung, es war alles über das Büro GOODMAN gelaufen. Nach einigem Zögern faßte ich mir ein Herz und rief den Meister im Imperial an.

Ich stellte mich vor und wollte über das Pech seiner Musiker berichten, doch mit einem abrupten: "Let them sleep under the bridge", legte BG den Hörer auf.

Ich ließ sie natürlich nicht unter der Brücke schlafen, sondern fand im überfüllten Wien schließlich doch noch ein anständiges Hotel.

SLAM und CO dankten es mir mit einer herrlichen Session, bei der ich die Ehre hatte, für SLAM das Mikrofon anderthalb Stunden in der zitternden Rechten zu halten (> Photo), weil wir damals noch keinen Mikroständer im 'landl hatten.

Ein unvergessliches Erlebnis.

Danke, Mister Goodman!


© Axel Melhardt
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