Story des Monats

Februar 2003


 
EARL HINES

Earl Hines


In den 20-er Jahren emanzipierte er das Jazzpiano und machte mit LOUIS ARMSTRONG bahnbrechende Aufnahmen, die die Jazzgeschichte beeinflußten.

Als uns EARL HINES von einer bekannt teuren Agentur aus der Schweiz angeboten wurde, griffen Tilly und ich trotzdem sofort zu. Diesen Giganten nach Wien zu holen - da war uns nichts zu teuer. Bald nachdem die Verträge unterzeichnet waren, sickerten so manche neue Forderungen des Managements durch - natürlich einen Flug Erster Klasse für den EARL himself und seine Frau, die grandiose Sängerin MARVA JOSIE, die Band kommt mit Normal-Ticket, Fünf-Sterne-Hotel für die beiden, normales, gutes Hotel für die anderen.

Da ich schon damals wußte, wie ungern die Wiener Jazzer ins Konzerthaus pilgern, stiegen mir die berühmten "Grausbirnen" auf, aber was sollten alle Sorgen - EARL HINES himself kommt!

Großer Empfang am Flughafen Schwechat. Ohne zu murren quetschte sich der immerhin schon 72-jährige Weltstar mit seiner wunderschönen Frau MARVIE in mein kleines Auto. Er ist voller Schalk und Witz, freut sich auf einen freien Tag in Wien und sagt so ganz nebenbei, daß ich ihm die Mehrkosten für Luxus-Flug und ebensolches Hotel selbstverständlich von seiner Gage abziehen könne.

"You know", sagt er, "I have been treated so bad in my life that I want to have some luxury now since I can afford it." ("Weißt du", sagte er, "man hat mich in meinem Leben oft so schlecht behandelt, daß ich mir jetzt - wo ich es mir leisten kann - manchen Luxus vergönne.")

Der Schweizer Manager verstand die Welt nicht mehr, als von mir dann wirklich - zu EARLS voller Zufriedenheit - ein schöner Teil der immer noch sehr beträchtlichen Gage einbehalten wurde. So rutschte das Defizit in wirklich erträgliche Grenzen ab. Es wäre doch im Vertrag gestanden und so weiter, meinte der Geschäftsmann aus Bern oder Zürich.

Aber mit: "For my extras I pay myself, that's it", beendete EARL kategorisch alle Diskussionen.

Nur eines tat dem Fürsten herzlich leid: das JAZZLAND hatte am Vortag des Konzertes geschlossen, und so konnte er den Club, von dem er sogar schon damals einiges gehört hatte, nicht kennenlernen.

Ein irrsinnig netter Mensch, auf wienerisch: ein Sir, international: ein Earl.


© Axel Melhardt
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